Für Unternehmen und Gläubiger stellt sich häufig die Frage: Wie kann eine offene Forderung am schnellsten und effizientesten durchgesetzt werden? Zwei zentrale Wege stehen dabei zur Verfügung: das gerichtliche Mahnverfahren und die Klage. Doch welche Methode ist die bessere Wahl? In diesem Beitrag beleuchten wir die Unterschiede, Vorteile und Risiken beider Verfahren und geben eine klare Handlungsempfehlung, wann sich welcher Weg lohnt.
1. Was ist das gerichtliche Mahnverfahren?
Das gerichtliche Mahnverfahren ist ein schneller und kostengünstiger Weg, um eine Geldforderung durchzusetzen, wenn der Schuldner nicht zahlt. Dabei handelt es sich um ein vereinfachtes Verfahren, das es Gläubigern ermöglicht, ohne umfangreiche Beweisführung einen Mahnbescheid zu erwirken.
Ablauf des Mahnverfahrens:
- Antragstellung: Der Gläubiger stellt einen Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids beim zuständigen Mahngericht.
- Erlass des Mahnbescheids: Das Gericht prüft den Antrag nur formal (keine inhaltliche Prüfung der Forderung) und erlässt den Mahnbescheid.
- Zustellung an den Schuldner: Der Mahnbescheid wird dem Schuldner zugestellt. Ab diesem Zeitpunkt hat er zwei Wochen Zeit, um Widerspruch einzulegen.
- Vollstreckungsbescheid: Falls kein Widerspruch erfolgt, kann der Gläubiger nach 14 Tagen einen Vollstreckungsbescheid beantragen.
- Zwangsvollstreckung: Mit dem Vollstreckungsbescheid kann die Forderung mithilfe eines Gerichtsvollziehers oder durch eine Kontopfändung durchgesetzt werden.
Vorteile des Mahnverfahrens:
✔ Schneller als eine Klage (meist nur wenige Wochen bis zum Vollstreckungsbescheid)
✔ Geringere Kosten als ein Klageverfahren
✔ Keine aufwendige Beweisführung notwendig
✔ Schuldner zahlt oft bereits nach dem Mahnbescheid
Nachteile des Mahnverfahrens:
✖ Funktioniert nur, wenn der Schuldner keinen Widerspruch einlegt
✖ Bei Widerspruch wird ein Klageverfahren erforderlich
✖ Nicht geeignet für streitige Forderungen
2. Was ist eine Klage?
Wenn der Schuldner Widerspruch gegen den Mahnbescheid einlegt oder die Forderung von Anfang an streitig ist, bleibt nur der Weg über eine Klage.
Ablauf eines Klageverfahrens:
- Klageeinreichung: Der Gläubiger reicht eine Klage beim zuständigen Amts- oder Landgericht ein.
- Klagezustellung: Der Schuldner wird über die Klage informiert und hat die Möglichkeit, sich zu äußern.
- Beweisaufnahme und Verhandlung: Beide Parteien legen ihre Argumente und Beweise dar. Das Gericht prüft den Sachverhalt.
- Urteil: Das Gericht fällt ein Urteil, das vollstreckt werden kann.
Vorteile der Klage:
✔ Verbindliche gerichtliche Entscheidung
✔ Auch für streitige Forderungen geeignet
✔ Keine Möglichkeit des Schuldners, sich ohne triftigen Grund zu entziehen
Nachteile der Klage:
✖ Dauer: Kann mehrere Monate oder sogar Jahre dauern
✖ Hohe Kosten durch Gerichts- und Anwaltsgebühren
✖ Prozessrisiko: Wenn der Gläubiger verliert, muss er die Kosten tragen
3. Mahnverfahren oder Klage – Welcher Weg ist der richtige?
Die Wahl zwischen einem Mahnverfahren und einer Klage hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Wann lohnt sich das Mahnverfahren?
✅ Die Forderung ist eindeutig und unbestritten.
✅ Der Schuldner ist zahlungsfähig, aber möglicherweise säumig.
✅ Der Gläubiger möchte schnell und kostengünstig zu einem Vollstreckungstitel gelangen.
✅ Es besteht die Hoffnung, dass der Schuldner bereits auf den Mahnbescheid hin zahlt.
Wann ist eine Klage notwendig?
❌ Der Schuldner bestreitet die Forderung oder erhebt Widerspruch gegen den Mahnbescheid.
❌ Es gibt keine eindeutigen Beweise oder Verträge für die Forderung.
❌ Die Forderung ist sehr hoch, und der Schuldner hat rechtliche Einwände.
❌ Der Schuldner hat bereits eine aggressive Verteidigungshaltung eingenommen.
4. Welche Kosten entstehen?
Mahnverfahren:
- Gerichtsgebühren: Je nach Forderungshöhe, z. B. ca. 32 € bei einer Forderung von 1.000 €
- Keine zusätzlichen Anwaltskosten, falls ohne Anwalt beantragt
- Kosten sind meist durch den Schuldner erstattungsfähig
Klage:
- Gerichtsgebühren: Deutlich höher, z. B. ca. 159 € bei einer Forderung von 1.000 €
- Anwaltskosten: Mindestens eine Gebühr nach RVG
- Längere Dauer = mehr Kosten
- Eventuelles Risiko der Kostenübernahme bei Prozessverlust
5. Fazit: Schnelle Lösung oder gerichtliche Durchsetzung?
Die Wahl zwischen Mahnverfahren und Klage sollte stets strategisch getroffen werden:
- Für schnelle, unstreitige Forderungen ist das Mahnverfahren der beste Weg.
- Bei Streitigkeiten oder Widerspruch führt kein Weg an einer Klage vorbei.
- Kosten und Zeitaufwand spielen eine wichtige Rolle: Ein Mahnverfahren ist kostengünstiger und schneller, während eine Klage oft teurer und langwieriger ist.
Falls Sie sich unsicher sind, welchen Weg Sie wählen sollen, beraten wir Sie gerne. Als erfahrene Inkassoanwälte unterstützen wir Unternehmen und Gläubiger bei der effizienten Durchsetzung ihrer Forderungen. Kontaktieren Sie uns noch heute!