Amazon hat laut einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf (Urteil vom 30.10.2025, Az. 20 U 19/25) seine Prime-Gebühren unzulässig erhöht.
Kundinnen und Kunden, die der Preiserhöhung nicht ausdrücklich zugestimmt haben, können Rückerstattung verlangen – oft über 60 € pro Person.
Doch was passiert, wenn der Kundenservice mauert? Ich habe es selbst ausprobiert.

⚖️ Hintergrund: Das Urteil des OLG Düsseldorf

Das OLG Düsseldorf entschied, dass Amazon keine Preiserhöhungen per stillschweigender Zustimmung („Wer weiter nutzt, stimmt zu“) durchführen darf.
Solche Klauseln sind nach § 307 BGB intransparent und daher unwirksam.
Das Urteil betrifft hunderttausende Prime-Mitglieder, deren Jahresbeitrag seit 2022 von 69 € auf 89,90 € gestiegen ist – ohne aktives Einverständnis.

Auch wenn die Entscheidung noch nicht rechtskräftig ist, können Betroffene ihren Anspruch bereits jetzt geltend machen, um Verjährung zu vermeiden.

💬 Mein Selbstversuch mit dem Amazon-Kundenservice

Ich wollte wissen, wie Amazon auf eine formale Rückforderung reagiert.
Darum habe ich den Live-Chat des Kundenservice kontaktiert – und klar meinen Anspruch erklärt.

Ich machte meinen Anspruch nach dem OLG-Urteil geltend, forderte eine Bestätigung und die Weiterleitung an die Fachabteilung.
Die Antwort: „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren – derzeit keine Erstattung möglich.“
Kurz darauf wurde der Chat automatisch beendet.

amazon-prime-chat-erstattung

Der Mitarbeiter erklärte, er dürfe außerhalb der Richtlinien keine Ansprüche erfassen.

Juristisch betrachtet ist das bemerkenswert: Wer sich auf eine laufende Verfahrenslage beruft, verweigert faktisch die Erfassung des Anspruchs –
obwohl gerade das Geltendmachen den Unterschied macht (§ 286 BGB, Verzug).

📬 So sichern Sie Ihren Anspruch richtig ab

  1. E-Mail senden an:
    • amazon-pr@amazon.com
    • impressum@amazon.de

    Verwenden Sie als Betreff: „Rückforderung Prime-Gebühren nach OLG Düsseldorf, Az. 20 U 19/25“.
    Beschreiben Sie kurz, dass Sie der Preiserhöhung nicht zugestimmt haben und jährlich rund 21 € zu viel gezahlt haben.

  2. Einschreiben hinterherschicken
    Um den rechtlichen Zugangsnachweis zu sichern, empfehlen wir ein Einschreiben an:

    Amazon EU S.à r.l.
    38 Avenue John F. Kennedy
    L-1855 Luxemburg

    oder alternativ:

    Amazon Deutschland Services GmbH
    Marcel-Breuer-Str. 12
    80807 München

  3. Beweise sichern
    Speichern Sie Chatverläufe, Versandbestätigungen und Einschreibebelege.
    Das kann später entscheidend sein, falls Rückzahlungen automatisiert oder über Sammelverfahren erfolgen.

📝 Vorlage: So machen Sie Ihren Anspruch selbst geltend

Wenn Sie der Preiserhöhung nie ausdrücklich zugestimmt haben, können Sie jetzt vorsorglich Ihren Anspruch auf Rückerstattung anmelden.
Kopieren Sie einfach die folgende Vorlage, passen Sie Ihre Daten an und senden Sie sie per E-Mail und zusätzlich per Einschreiben an Amazon.

Empfänger:
amazon-pr@amazon.com
CC: impressum@amazon.de
Betreff: Rückforderung Prime-Gebühren nach OLG Düsseldorf, Az. 20 U 19/25
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit mache ich vorsorglich meinen Anspruch auf Rückerstattung der zu viel gezahlten Prime-Gebühren geltend.
Grundlage ist das Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom 30.10.2025 (Az. 20 U 19/25),
wonach die Preiserhöhung der Prime-Mitgliedschaft ohne ausdrückliche Zustimmung der Kunden für unzulässig erklärt wurde. Ich habe der damaligen Erhöhung nicht aktiv zugestimmt und daher jährlich rund 21 € zu viel gezahlt – insgesamt etwa 62,70 €.Ich bitte Sie, meinen Anspruch offiziell zu erfassen und an die zuständige Fachabteilung weiterzuleiten.
Sollte eine Rückerstattung derzeit technisch noch nicht möglich sein, verlange ich zumindest eine schriftliche Bestätigung,
dass mein Anspruch vorgemerkt und nicht verjährt. Bitte bestätigen Sie den Eingang dieses Schreibens innerhalb von 14 Tagen schriftlich.
Mit freundlichen Grüßen
[Vorname Nachname]
[Kundennummer]
[E-Mail-Adresse des Amazon-Kontos]
[Anschrift für Einschreiben]

Tipp: Senden Sie die E-Mail zuerst digital, anschließend denselben Text per Einschreiben an Amazon EU S.à r.l.,
38 Avenue John F. Kennedy, L-1855 Luxemburg. So haben Sie sowohl einen digitalen als auch einen postalischen Nachweis.

🧠 Juristische Bewertung

Das OLG-Urteil hat Signalwirkung für alle Online-Abos, nicht nur für Amazon Prime.
Unternehmen dürfen AGB-Änderungen, die Preisbestandteile betreffen, nur mit aktiver Zustimmung der Kundschaft umsetzen.
Alles andere verstößt gegen das Transparenzgebot und ist unwirksam.

Auch wenn Amazon derzeit auf Zeit spielt, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher nicht abwarten.
Wer seinen Anspruch jetzt anmeldet, wahrt Fristen und dokumentiert rechtzeitig seinen Willen zur Rückforderung.

✅ Fazit: Dranbleiben lohnt sich

Amazon wird Rückzahlungen vermutlich erst nach Abschluss des Verfahrens automatisiert vornehmen.
Wer sich aber schon jetzt meldet, hat die bessere Ausgangsposition – juristisch und faktisch.
Ein kurzer Brief oder eine E-Mail genügt, um den eigenen Anspruch zu sichern.

Als Kanzlei mit Schwerpunkt Vertragsrecht unterstützen wir Sie bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche –
von Abo-Verträgen über Rückforderungen bis zu unzulässigen Gebührenanpassungen.

Rechtsanwalt Jan Waßerfall

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Der Beitrag stellt keine Rechtsberatung im Einzelfall dar.